Na, wann haben Sie das letzte Mal gelogen? Wenn Sie jetzt „nein“ sagen, handelt es sich dabei schon eindeutig um eine Lüge, denn Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jeder Mensch durchschnittlich sogar 200-mal am Tag lügt. Das wäre dann fast 13 Mal pro Stunde (Schlafenszeit weggerechnet) – lässt sich aber sicherlich nicht auf jeden beziehen. Doch wenn einer behauptet, nie zu lügen, kann das nicht stimmen, da kleine Notlügen im Alltag fast überall zu finden sind. Morgens fragt Sie der Nachbar, wie es Ihnen geht, und Sie sagen natürlich „Ja“, auch wenn es Ihnen schlecht geht, sei es weil Sie keine Zeit und keine Lust auf Plaudereien haben, sei es weil Sie nicht über private Dinge reden wollen. Wir greifen zu Notlügen, um zeitiger aus dem Büro nach Hause zu kommen, nicht zum Geburtstag der nervigen Tante fahren zu müssen oder um uns ein geheimes Date zu ermöglichen, bei dem wir fremdgehen. Ob es sich dabei noch um eine Notlüge oder eine schwerwiegende und verräterische Heimlichkeit handelt, ist schwer zu sagen.
Doch Bluffs und Schummeleien tauchen überall im Leben auf, nicht nur beim Poker oder Skat. Wir lügen, um uns besser zu fühlen, nicht zur Wahrheit zu stehen oder etwas zu erreichen. So werden kleine Notlügen denn auch gerne dazu verwendet, um eine begehrte Arbeitsstelle zu ergattern. Man behauptet, besser zu sein oder mehr Erfahrung zu haben, als man sich eigentlich zutraut. Ob die Lüge am Ende, nachdem man eingestellt wurde, dann noch hält, was sie versprochen hat, bleibt abzuwarten. Denn irgendwann kommt schließlich jede Wahrheit ans Licht – Lügen haben bekanntlich „kurze Beine“. Doch Notlügen haben auch etwas Beruhigendes, da es sich eben nur um kleine Schummeleien handelt. Nichts Schlimmes und Ernstes, sondern nur eine kleine Verdrehung der Tatsachen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Meistens helfen sie so nicht nur einem selbst, sondern schützen auch andere vor einer unliebsamen Wahrheit, z. B. wenn man behauptet, die gebackene Torte der Oma würde schmecken, auch wenn sie das überhupt nicht tut. Lügen sind also nicht generell unnütz und verwerflich, sondern mitunter sogar lebensnotwendig. Das Wichtigste ist in jedem Fall jedoch, sich selbst nicht zu belügen!
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