Wenn der Begriff „Sommerschlussverkauf“ fällt, wird so mancher nostalgisch. Legendäre Preisnachlässe, aber auch: Warten in der Schlange vor den Türen, das Öffnen und das Rennen. Man hatte sich damals hoffentlich schon im Vorhinein eine sinnvolle Route überlegt, um nicht mitten im Strom der Leute kurz anhalten und nachdenken zu müssen. Gelangte man sicher ans Ziel, begann Phase 2. Wer wirklich ganz vorne mit dabei war, musste sich beeilen, die besten Teile schnell einzusammeln und im Nachgang gute Ellenbögen besitzen, um die Tischkante gegen Nachkömmlinge zu verteidigen. Phase 3 bestand aus dem geduldigen warten an der Kasse, was, im engeren Sinne, nicht mehr zum Schlussverkauf dazu gehörte, weil man sich über die Einkäufe freute und dafür die Zeit gerne in Kauf nahm. Von jetzt an, konnte es nur besser werden.
Diese Beobachtungen beziehen sich auf den Anfang eines SSV. Nachdem die Superschnäppchenjäger innerhalb von 1-2 Tagen das Angebot ganzer Innenstädte halbiert hatten, durfte der Rest, welcher nur eventuell etwas kaufen wollte, auch mal ran. Was aus dieser Zeit übrig blieb, ist das Verlangen nach günstigen Angeboten. Auch wenn es keinen gesetzlichen Termin mehr gibt, werden Sonderaktionen in dieser Zeit so genannt. Ob bei Karstadt oder Karstadt.de, Einzelhandel und Internet setzen immer noch voll auf das Prinzip SSV/WSV, was durchaus Sinn macht. Auch mit moderner Logistik, richtet sich das Angebot nach der Nachfrage und diese nach der Saison. Lager müssen geleert, Waren ersetzt werden.
Entsprechende Nachlässe schlagen sich eben auch im Internet nieder. Die Leute rechnen damit, dass zum Schlussverkauf alles billiger wird. Wer sich selber davon überzeugen möchte, ob der Pulli, auf welchen man bei letzten Mal verzichten musste, im SSV nicht günstiger geworden ist, sollte zur Probe ruhig ein zweites mal im Kolibrishop vorbeischauen. Er wird feststellen, dass jetzt die Zeit gekommen ist, um Nägel mit Köpfen zu machen. Der Schlussverkauf wird von Händlern nicht mehr nur gebraucht, um die Lager leer zu bekommen, sondern auch gefördert. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, diese Zeit des Jahres zu nutzen. Warum auch? Im Grunde hat sich an den Nachlässen kaum etwas verändert, außer, dass sie nicht mehr so viele Nerven kosten.